George Maran

George Maran

* 26.07.1926 in Massachusetts
† 26.11.2011
Erstellt von Redaktion VRM Trauer
Angelegt am 30.11.2011

Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an George Maran, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

George Maran

29.11.2011 um 22:32 Uhr von Linda
Foto George Maran für George Maran

Darmstädter Charakter-Tenor George Maran ist tot

29.11.2011 um 22:33 Uhr von Linda

Der sympathische Botschafter der Kunst war fast 40 Jahre im Darmstädter Ensemble

DARMSTADT. Als George Maran seine aktive Karriere beendete, wechselte er nur die Seiten. Mit seinem unverwechselbaren Tenor war er einer der treuesten Sänger des Darmstädter Landes- und Staatstheaters, dessen Ehrenmitglied er war. Ab 1995 wurde er sein treuester Besucher: Nicht nur in Premieren, auch in vielen Vorstellungen war sein markanter weißhaariger Kopf in den vorderen Reihen auszumachen. Deshalb sorgten sich viele Opernfreunde um seine Gesundheit, als die Besuche im vergangenen Jahr seltener wurde. Am Samstag ist der Sänger im Alter von 85 Jahren in Darmstadt gestorben, wie seine Familie mitteilte. Er erlag einer Herz- und Kreislauferkrankung, die ihn über Jahrzehnte begleitet hatte.

Der US-amerikanische Tenor, der einer Geigenbauerfamilie entstammte und 1926 in Massachusetts geboren wurde, bekam schon als siebenjähriger Sänger einen Preis für den Einsatz im Knabenchor. In Boston und New York ließ er sich zum Sänger ausbilden, Anfang der fünfziger Jahre folgte der Umzug nach Europa, angeregt von seiner aus Wien stammenden Frau Edith. Zunächst sang Maran in Salzburg, wo er seine Studien bei Domkapellmeister Joseph Messner fortsetzte. 1956 kam er ans Darmstädter Landestheater.

Von seinem Debüt mit Mozarts „Titus“ an prägte er erst die Orangerie-Jahre.

Es war die Zusammenarbeit mit dem damaligen Opernchef Harro Dicks, in der er neben dem musikalischen auch sein darstellerisches Talent schulte. Daneben war es die besondere künstlerische Gemeinschaft mit dem Dirigenten Hans Drewanz, die sein Talent zur Geltung brachte und wachsen ließ – Maran hatte keine Scheu vor neuen Stücken, aber er war zugleich ein Motor der Monteverdi-Renaissance, die in Darmstadt begann, bevor der Komponist erneut in Mode kam. Maran, der in den USA schon Monteverdi gesungen hatte, half Drewanz seinerzeit, die ungewohnten Klänge durchzusetzen. Höhepunkt der Zusammenarbeit war wohl Brittens Thomas-Mann-Oper „Tod in Venedig“, 1980 von Kurt Horres inszeniert und durch die intensive Darstellung des Aschenbach durch George Maran zum außergewöhnlichen Ereignis geworden.

Nicht wenige Theaterbesucher werden Maran mit dieser Rolle verbinden. Intendanten kamen und gingen, dieser Mann blieb. Dass Darmstadt ein Publikum hat, das sich bis heute an die Details lange zurückliegender Aufführungen erinnert, hängt auch mit Künstlern wie George Maran zusammen, der ernsten Rollen ein Augenzwinkern abgewinnen konnte, heitere Gestalten aber auch mit dem nötigen Ernst auf die Bühne brachte.

Er sang den Eisenstein in der „Fledermaus“ und den Herodes in „Salome“, den Lysander im „Sommernachtstraum“, den Benjamin Britten eigens für diesen Sänger komponierte, den Pickering in „My Fair Lady“ und, besonders abgründig in der gebrochenen Heldenfigur, den Stjerbinski in Giselher Klebes „Jacobowsky und der Oberst“.

Immer stand die hell gefärbte, im Piano tragfähige Stimme im Mittelpunkt seiner Charakterisierungskunst: An ihr hörte man, was die von Maran dargestellten Figuren fühlten. Nur wenigen Sängern gelingt diese Einheit von Bühnenerscheinung und musikalischer Deutung. Er war ein Sängerdarsteller, dem die authentische Wirkung mehr zählte als der bloße Wohlklang, der penibel deklamierte und stets das Gefühl vermittelte, seine Rollen auch intellektuell durchdrungen zu haben.

Neben der künstlerischen Ausnahmeleistung war es das herzliche, dem Menschen zugewandte Wesen, das ihn zu einem sympathischen Botschafter auch schwieriger Stücke werden ließ. Zugleich gab er dem Ensemble ein menschliches Zentrum. Wohl kein Sänger war so lange in Darmstadt engagiert, keiner war so eng verbunden mit der Theater-Nachkriegsgeschichte dieser Stadt.